The West Highland Way – 152 km zu Fuß durch die schottischen Highlands

Ein Reisebericht von zwei jungen Abenteurern

Am 19. September 2010 war es endlich soweit. Nach einer langen Zeit der Vorbereitung hieß es für Ulrich Raffeiner und Martin Grassl packen. Doch keinen gewöhnlichen Koffer. Nein! Ein Urlaub der besonderen Art war geplant: eine mehrtätige Wandertour durch die schottischen Highlands.

Mit Rucksack, Zelt und Gaskocher im Gepäck wollten wir eine Strecke von rund 152 Kilometern zu Fuß bewältigen. Ein letzter Blick auf die Waage war ernüchternd: der voll bepackte Rucksack wog über 21 kg.

Der Eine oder Andere wird sich jetzt fragen: Warum tut man sich so etwas an? Mit solch schwerem Gepäck 8 Tage lang zu wandern. Jeden Tag. Bei jedem Wetter.

Die Antwort auf diese Frage ist einfach: zunächst ist diese geplante Tour eine Herausforderung. Man lernt sich und seine Grenzen kennen. Man macht Erfahrungen, die einem immer in Erinnerung bleiben werden. Und man hat ein bestimmtes Gefühl von Freiheit, wenn man sich selbst inmitten der schottischen Highlands befindet. Man kann selbst entscheiden, wohin man gehen will oder wie schnell man sein Ziel erreichen will.

Am 20. September war uns dann endgültig klar: es geht los! Also hieß es: auf nach Mailand zum Flughafen und ab nach Schottland. Dort bezogen wir spät abends ein Hotel und gönnten uns ein letztes Mal für einige Tage den Luxus der modernen Welt: ein Bett, ein Bad, fließend heißes Wasser. Am Tag drauf ging es dann auch schon los. Letzte Einkäufe wurden gemacht, dann fuhren wir zum Ausgangspunkt des West Highland Way: Milngavie (ein Vorort Glasgows). Dort wanderten wir gegen Mittag mit geschulterten Rucksäcken los.

Die ersten drei Tage gestalteten sich am schwersten. Das ungewohnte Gewicht auf den Schultern spürten wir am ersten Abend. Wir konnten uns kaum noch rühren. Dazu kam noch das Wetter. Am zweiten Tag regnete es fast ununterbrochen. Wir verloren in diesem Wetter viel Zeit. Um unseren Zeitplan einhalten zu können, mussten wir ein Stück mit dem Zug weiterreisen. Ab Tyndrum konnten wir dann erneut dem West Highland Way folgen. Ab hier waren wir endlich in den richtigen Highlands. Und entgegen aller Hoffnungen gab es für uns 4 Tage lang schönsten Sonnenschein. Selbst die Einheimischen sagten dass es so etwas hier selten gäbe.

Und hier in den Highlands erlebten wir auch den Höhepunkt unserer Reise. Wir zelteten am Rande eines kleinen Baches inmitten der rauen Hügel. Bei einer heißen Tasse Tee konnten wir abends ein Rudel Rotwild beobachten, welches keine 50 m entfernt graste und friedlich an uns vorbeizog.

Wir folgten dem Weg durch die Highlands dann weiter bis nach Kingshouse, einer „Ortschaft“, welche eigentlich nur aus einem Haus besteht, dem „Kingshouse Hotel“. Aufgrund eines schmerzenden Knöchels konnte Martin dann nicht weiter gehen. Deshalb fuhren wir mit dem Bus nach Glen Coe, einem bekannten Kletter- und Wandereldorado.

Da die Verletzung nicht gut verheilte, entschieden wir uns tags darauf schweren Herzens, die Tour abzubrechen. Wir fuhren weiter nach Fort William, wo wir die restlichen Tage damit verbrachten, andere Sehenswürdigkeiten anzusehen.

Alles in allem ist unsere Erfahrung durchwegs positiv. Wir gingen ca 80 km weit zu Fuß, und erlebten hier wunderschöne Momente. Für uns beide ist klar, dass wir diesen Urlaub auf jeden Fall wiederholen werden. Mal sehen, was unser nächstes Ziel sein wird!

Nach unserer Rückkehr wollten wir unsere Erlebnisse natürlich mit unseren Bekannten teilen. Freundlicherweise – und hier möchten Ulrich und ich uns noch einmal bedanken – stellte uns das Juze Naturns am 10. Dezember seine Räumlichkeiten zur Verfügung. Dort teilten wir unsere Erlebnisse mit vielen Interessierten und zeigten Fotos und unser Videotagebuch.

Ulrich Raffeiner und Martin Grassl